Zettelkasten Forum


Nutzen für Nicht-Schreibende

Hallo

Ich bin vor wenigen Wochen auf die Zettelkasten-Methode gestossen, habe inzwischen viel recherchiert und heute mit dem Lesen des Buchs von Sascha Fast begonnen.

Die Methode lässt mich nicht los und überzeugt mich im Grunde. Selber bin ich auch ein Wissensarbeiter, allerdings kein Wissenschaftler oder Autor: Das Schreiben von Büchern oder Artikeln - worin die offensichtliche Stärke des Zettelkastens liegt - ist für mich nicht relevant. Ich bin mir bewusst, dass die Einführung und die Pflege des Zettelkastens viel Aufwand erfordert. Nun frage ich mich, ob sich dieser Aufwand für mich dennoch lohnen würde. Für mich wäre der Zettelkasten "bloss" eine Wissens- oder sogar nur Informationsdatenbank; also ein Nachschlagewerk ohne daraus neue Texte generieren zu müssen /wollen.

Rechtfertigt der Aufwand vor diesem Hintergrund den Ertrag?

Comments

  • Hallo

    Die Zettel, um die sich hier alles dreht, können auch Auszüge aus Texten, Betriebsanleitungen, Kochrezepte oder Fotos sein.

    Die Zettelkastenmethode bietet viele Ansätze die gesammelte Vielfalt an Material durch direkte Links und Strukturzettel zu erschliessen.
    Damit kann man sich schrittweise ein sehr effektives Informationssystem aufbauen.
    Bei dieser Zielsetzung haben die Schnittstellen zum importieren oder integrieren des Materials eine grössere Bedeutung. Beim üblichen Zettelkasten können Importe schnell zur Vermüllung führen. Sammler-Falle.

    Den grössten Nutzen sehe ich in der Möglichkeit die Strukturen kontinuierlich anpassen zu können. Es braucht nicht den grossen Plan am Anfang (Datenbankstruktur, Felder, Beziehungen ...).

    Mit Hilfe von Schlagworten, Strukturseiten und gespeicherten Suchen kann man auch als Nicht-Programmierer relativ schnell eine praktische Informationsübersicht bauen.

    Die Zettelkastenmethode hat bei mir nach und nach eine Reihe von Datenbanken abgelöst.

    Beim Lesen der Quellen zur Zettelkastenmethode darf man nur sein Ziel nicht vergessen - da kann man sich schnell verzetteln ;-)

    immer am Rand der Sammlerfalle

  • Danke für diese Hinweise. OneNote dürfte die erforderlichen Inputschnittstellen bieten und demnach für meinen Zweck geeignet sein.

    Nehmen wir mal die genannten Betriebsanleitungen: Wie viel Nutzen bringen hier Quellenangaben, Verschlagwortungen und Verlinkungen im Verhältnis zum Aufwand, sie zu pflegen? Bringt da eine Verzettelung einen Mehrwert? Vermutlich muss ich das selbst ausprobieren und zunächst mal das Buch weiterlesen.

  • Moin Roman,

    die Zettelkastenmethode bedeutet keinen zusätzlichen Aufwand zu dem, was du bisher machst. Vielmehr ist die Zettelkastenmethode eine alternative Weise zu deiner jetzigen.

    Im Idealfall machst du nichts, was keinen unmittelbar wertschöpfenden Charakter hat.

    Darüber hinaus bietet die Zettelkastenmethode an, die wertschöpfenden Schritte so vorzunehmen, dass sie mehr Wert hervorbringen, als würdest du einfache Notizen machen. Sie erlaubt beispielsweise einen (lebens-)langen Zeithorizont beim Erarbeiten von Themen, solange man sauber arbeitet.

    Das Erlernen erfordert Aufwand. Die Pflege des Zettelkastens ist identisch mit deinem Lernen. Ich selbst pflege meinen Zettelkasten fast nicht. Allenfalls alte Zettel, die ich noch zu kurzsichtig und schlampig angelegt habe, muss ich formal korrigieren.

    Du könntest die Zettelkastenmethode als Nachschlagewerk verwenden. Aber damit verschenktest du viel Potential. Nicht-veröffentlichte Wissensarbeit unterscheidet sich vom Schreiben für die Öffentlichkeit nur darin, dass man das Erlernte und Erschaffene nicht so rekontextualisiert, dass es in eine lineare Abfolge passt (=Text). Ein Kandidat für einen Unterschied ist der Schreibstil. Aber darum muss man sich ja ebenfalls nicht kümmern, denn das Schreiben um Gelesen zu werden entsteht erst beim Überarbeite und nicht beim ersten Festhalten. Aber er ist ein Wackelkandidat, weil du schließlich deine eigenen Texte lesen willst. Dein zukünftiges Ich freut sich, wenn es vernünftige Texte vorfindet, die gut zu lesen sind.

    Ich selbst würde sogar soweit gehen und die Zettelkastenmethode verwenden, selbst wenn ich nicht auf meine Zettel zurückgreifen könnte, weil mir der Trainingseffekt für meinen Verstand bereits genug ist.

    Die eigentliche Hürde entsteht durch das nötige Umdenken, dass sorgfältige Arbeit sich auszahlt und man aufhört zu versuchen möglichst effizient (=wenig) Aufwand zu betreiben. Das führt nur dazu, dass man sich im Jetzt Arbeit spart, die man später gern erledigt sehen würde. Das führt zu einem Paradox, denn das setzt Vertrauen voraus, dass man noch nicht hat und das sich erst nach einiger Zeitverzögerung auszahlt.

    (Das erklärt übrigens den recht häufig vorkommenden Bericht, dass Leute nach einigen Monaten ihren Zettelkasten neu aufsetzen wollen)

    I am a Zettler

  • Danke, Sascha, für deine Erläuterungen. Vermutlich ist es mit der Zettelkastenmethode ähnlich wie mit der Selbstmanagement-Methode GTD von David Allen: Erst wenn man sie einige Zeit eingesetzt, trainiert, verinnerlicht hat, kann man verlässlich entscheiden, wie hoch ihr Wert für einen ist. Da gibt es ja Wirkungen, die man nur bedingt durch Lesen einschätzen kann, die man schlicht erleben muss.

    Tiago Forte hat gerade sein Buch "Building a second Brain" veröffentlicht. Ich habe den Eindruck, dass er sich dazu stark an der Zettelkastenmethode bedient hat. So werde ich nun dein Buch zu Ende lesen (vielen Dank dafür), dann noch Tiago Fortes Buch und mir dann überlegen, wie mein Versuch des persönlichen Wissensmanagements aussehen soll.

    Ich freue mich darauf!

  • Ich habe begriffen, dass das Verlinken zwischen Zetteln sehr wichtig ist. Am Anfang mag das noch einfach gelingen. Wie aber findet man die zu verlinkenden Zettel, wenn man Hundert(e) davon hat? Sucht man aufgrund der Schlagworte ähnliche Zettel? Oder weiss man einfach aufgrund des Themas, "dass da doch mal noch ein Zettel war", den man dann gezielt sucht?

  • @Roman said:
    Sucht man aufgrund der Schlagworte ähnliche Zettel? Oder weiss man einfach aufgrund des
    Themas, "dass da doch mal noch ein Zettel war", den man dann gezielt sucht?

    • per Volltextsuche den "ähnlichen Zettel" suchen und ggf Link darauf setzen

    • wenn ich bemerke, dass ein Themenbereich quantitativ und/oder qualitativ unübersichtlich wird, baue ich einen passenden Strukturzettel mit direkten Links auf die von mir als hilfreich bewerteten Zettel.

    immer am Rand der Sammlerfalle

  • Danke für die Antworten/Tipps.

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